Der Tanz mit dem Schmerz

Seit bald 14 Jahren tanze ich die 5 Rhythmen und hab viele Tänzer und Tänzerinnen kommen und gehen sehen. Nebst sicher auch anderen Gründen, ist physischer Schmerz ein grosser Grund nicht mehr tanzen zu gehen. Ja, es gibt dabei Zeiten, damit eher in den eigenen 4 Wänden oder anders zu verweilen, als tanzen zu gehen.
Und es gibt in dieser Zeit auch die Möglichkeit, die bekannten Räume anders zu nutzen als sonst, wenn der Platz es zulässt.

 

Innere Tänze tanzen

 

Gerne teile ich die Erfahrung meiner innere Schmerz-Tanz-Reise, die ich mir erlaubte zu nehmen, während eines Work-shops im Februar. Ich hatte seit 2 Wochen schmerzen links vom Kreuz (ohne ausstrahlen ins linke Bein), wie wenn ein Nerv eingeklemmt oder gezerrt wäre. Am letzten Workshop Tag waren die Schmerzen so gross, dass ich in der Apotheke eine Schmerzplaster holen musst, weil Schmerzmittel nichts nützten und ich in den Nächten kein Auge zu brachte. Ich war weiss im Gesicht und wollte eigentlich nur noch meine Ruhe, die ich aber mit dem Schmerz eh nicht fand. 

Mir war klar, es ist Zeit den Inneren Tanz zu tanzen. 

 

 

Ich legte mich auf den Boden, verband mich bewusst tief mit meinem Atem und wurde langsam ruhiger. Der Atem ist wie das Tor das man öffnet, um tiefer in sich einzutauchen. Es ist der Anfang jeder Meditations-Reise oder „Inner-Journey“. Ich fühlte, dass mein Raum noch nicht sicher genug war,  kroch an einen anderen Platz und richtete einen Schutzraum ein. Jemand gab mir ein Tuch, dass ich unter den Kopf legte und ein Zweites mit dem ich eine Grenze zog. Ich bat meine beste Freundin und Helferin meinen Schutzraum zu hüten. 

Zeit sich auf eine Innere Trance-Reise einzulassen und hin-zugeben. Wohin die Reise führt? Keine Ahnung!


Die Inner-Journey Erfahrung, Sonntagmorgen, Februar 2017


Vor lauter Schmerz der alles verkrampft und zusammenzieht, lege ich mich auf den Boden. Beginne langsam meinen Atem zu vertiefen bis ich innerlich ruhig werde, einen meditativen Level erreiche und das Denken stille und weite erfährt. Irgendwann beginnt der Körper von selbst sich am Boden zu verlagern und ich werde zur Beobachterin meiner eigenen Bewegungen. Nehme war wie gut es sich jeweils anfühlt, ein kurzes Aufatmen entgeht ab und an meinem Körper und innerlich wird es immer wie weiter - „I expand more and more“ und befinde mich in meinem ganz intimen persönlichen spirituellen heiligen Innenraum.

Ein Seelen-Bad.

Atem - Seelenraum - und die Beobachterin meines eigenen Körpertuns, der seinen Weg geht mit ganz eigenartigen Positionen, Formen und Bewegungen. Es sind Bewegungen die in keiner Form Schmerz bereiten. Bewegungen die Spiralen Formen, liegende 8ten kreieren, stretchen, sich winden, weiche bis zu klare Linien bilden, ob mit Händen, Armen, Füssen, Beinen Kopf und Rumpf, egal ES tut einfach. ES ist der Äther der mich bewegt und berührt es entsteht eine heilige inner Kommunikation bei der ich selbst Zeugin zu gleich bin. Tiefe innere Glückseligkeits-Momente erfolgen dabei und lassen mein inneres lächeln erstrahlen. Der rechte Arm streckt sich dem Himmel entgegen mit dem Zeigefinger der nach was pointet wie „E.T.  phone home“ oder Michelangelo’s „Die Schöpfung“ - der Arm ist wie eingerastet und ohne Anstrengung könnte ich noch ewig inne halten. (Bis jemand kommt und das Gefühl hat meinen Finger berühren zu müssen - und leider so die Erfahrung durchbricht).

Es entstehen kuriose Körperhaltungen, die sich komplett ausgerichtet anfühlen, „alined“ - wie wenn du es schaffst einen Stein, mit seiner Spitze und seiner kleinsten Fläche, auf einen andern zu stellen. Es geschieht ein inneres klicken, einrasten und ausloten.

Nach ca. 2 1/2 Stunden, tritt plötzlich ein Gefühl ein von, „done“ - erledigt - vollbracht - zu Ende, ein. Die Innere Welt gleicht sich mit der Äusseren aus. Die Weite in mir bleibt!  Langsam komme ich auf meine Knie, beginne sanft die Augen zu öffnen, schaue mir den Boden die physische Realität an und stehe auf - atme tief durch und verlasse den Schutzraum. 

Es geht mir wunderbar! Tränen sind sanft und leise einfach rausgeflossen während der Reise und ich fühle mich innerlich wie durchgewaschen. Fühle das innere Strahlen in meinem Gesicht und ich hab auch wieder Farbe bekommen. Dankbar und selig für das Empfinden, dass ich in diesen über 2 Stunden erlangt habe, füge ich mich sachte wieder in die Gruppe ein, bei der zwischenzeitlich der „Punk“ abging, was meiner Reise keinen Abbruch tat. Weder die Musik noch die Gruppenprozesse störten meine eigen innere Tanz-Reise. 

Der Schmerz war nach der Reise noch da aber er krallte sich nicht mehr so fest und war nicht mehr so dominant. Die innere Weite blieb, was dem Heilungsprozess nur gut tun kann. Jetzt heute sechs Wochen später ist der Schmerz mal mehr oder wenig latent immer noch da, aber in keinem Ausmass wie an demjenigen Wochenende, wo das Thema des Workshops „Transforming suffering into joy“, war.

 

Erkenntnisse werden wach die irgendwann in Handlung und Veränderungen fliessen wollen.  Wir entwickeln uns immer zu, wachsen und reifen im Leben. Und neulich kam mir, ja das könnte eine Phase von "Wachstums-Schmerz" sein.  

Es ist ein Erforschen - Erfahren - Erkunden, jedes mal wenn ich mich auf eine solche Reise begebe. In den eigenen 4 Wänden, ist dies nicht so einfach zu bewerkstelligen. Meine Erfahrung zeigt, dass das Feld einer Gruppe von Menschen in einem „geschützten Raum“ sehr dazu beiträgt diesen inneren Äther Tanz vollziehen zu können. Es braucht Mut, in einer Gruppe von tanzenden Menschen diesen Raum bewusst zu nehmen, sich auf den Boden zu legen um seine eigene Reise zu machen. Eines dabei ist klar - der Schmerz gibt an diesem Abend oder in diesem Workshop den Stil, das Tempo und den Ausdruck vor, egal was im Raum gerade angeleitet wird.
Es ist ein willentlicher bewusster Akt in den man sich begibt und nicht zu verwechseln mit spontanen Prozessen die während einer Klasse oder einem Workshops entstehen. Ich Teile mich immer dem Teacher oder der Assistenz im Raum mit und melde allenfalls an was ich brauche oder eben nicht brauche. Dies ist für die Leitung wichtig zu wissen damit das geschehen richtig eingeordnet werden kann. 

Das Leben selbst ist die Quelle dieser Lehren, die wir aus den physischen und seelischen Schmerzen ziehen können. Und es gibt Räume, wo solche inneren Tanz-Reisen gut aufgehoben sind, damit wir an den Quell dieser Lehren gehen können. 

Hab den Mut trotzdem in Klassen oder Workshops zu gehen, wenn dein Inneres dich ruft. Sprich dich kurz ab mit dem Teacher, damit er/sie drum weis. Richte dir deinen Platz ein und melde an, wenn du in Ruhe gelassen werden willst.

Hast du das Gefühl nicht allein dahin Reisen zu können in dir, gibt es immer noch die Möglichkeit in einer 1-zu-1 Session dies in Übung zu bringen. 

 

Also scheut euch nicht zu kommen und sagt Bescheid dass ihr euren Raum anders nehmt als sonst. 

 

In tiefer Verbundenheit

Gabriella


Wichtig für die Gruppe - Den Raum des Inneren Tänzers zu respektieren. 

Kein mitatmen,

kein Hände Auflegen gehen,

kein Finger Spieltanz bloss weil der Arm in den Himmel gestreckt wird oder das Bein in die Luft gehoben wird,

keine Fernheilungs-Intentionen.

 

Warum?

Weil dies als uneingeladenes eindringen empfunden wird, in den ganz persönlichen inneren ganz intimen heiligen Raum - wo der innere Dialog mit dem ÄTHER, mit dem Universum oder dem Göttlichen gestört wird. 

 

So eine Situation, kann so einiges in uns triggern. U.a. triggert es unser Helfersyndrom, dass lieber ausgelebt wird und uns von uns selbst ablenkt, als sich mit dem zu verbinden was es in uns rührt.  Dies kann eine ganze Pallette sein und mitunter vielleicht sogar sehr widersprüchliche Empfindungen hervorrufen. Hier ist zu empfehlen sich seiner eigenen Berührtheit und dem was es bewegt in dir zuzuwenden. Liebe den andern wie dich selbst.

 

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